Nach der Release-Party ihres ersten Comicbuchs haben wir uns die Gelegenheit nicht nehmen lassen, um mit der quirligen Zeichnerin über ihren Comicblog „Das Leben ist kein Ponyhof„, ihr Buch und die diversen Nebenwirkungen, denen man als ambitionierte Zeichnerin ausgesetzt ist, zu reden. Einen Bericht über die Release-Party und einen kurzen Überblick über ihren Webcomic findet ihr hier.
derLachwitz
Dein Comicblog läuft jetzt etwas über zwei Jahre und du warst ja auch vorher schon zeichnerisch aktiv. War es im Rückblick ein harter Weg von der ersten Intention, dass du dich professionell mit der Comiczeichnerei beschäftigen willst, bis zu deiner jetzigen, ersten eigenen Printveröffentlichung?
Sarah Burrini
Ich könnte jetzt sagen ‚Das Leben ist kein Ponyhof‘. Es war natürlich nicht ganz so einfach, aber für mich stand halt immer außer Frage, dass ich genau das machen möchte. Ich habe sehr wohl schon daran gezweifelt, ob ich dazu geeignet bin. Die Selbstzweifel waren also schon da. Auch was die Illustration, das Freiberuflertum und das Leben vom Illustrieren angeht, war ich am Anfang natürlich sehr panisch, weil ich dachte ‚OK, damit musst du jetzt dein monatliches Gehalt verdienen‘.
Ich bin auch nicht jemand der sofort alles super kann, ich brauche eine Weile um mich selber zu finden und um viele Sachen zu lernen. Wenn ich das aber erst mal gelernt habe, dann klappt das auch und dann fühle ich mich da relativ sicher. Ich glaube einfach, dass ich meine Zeit gebraucht habe.
Meine Ausbildung in einer Trickfilmschule beispielsweise hat natürlich einiges an Zeit konsumiert. Ich konnte mich dabei nie ganz auf meine Ausbildung konzentrieren, denn ich wollte immer Comics machen, konnte mich aber gleichzeitig auch nicht auf die Comics konzentrieren, weil ich die Ausbildung machen musste.
Das hat das Ganze etwas anstrengend gemacht, da es natürlich sehr mit Stress verbunden war und ich mich dann nicht so frei gefühlt habe. Aber als ich dann erst mal selbstständig war, da habe ich eigentlich immer sehr viel positiven Zuspruch bekommen.
Besonders vom Zwerchfell-Verlag war das eigentlich schon immer so, dass sie gesagt haben ‚Ja, wenn du jetzt mal was Längeres machst, was konsistent und in sich schlüssig ist, dann drucken wir das.‘ Und da gab es dann kein großes ’sich anbiedern‘ oder ‚bewerben müssen‘. Die kannten die Sachen ja durchs Netz und haben dann eigentlich ohne mit der Wimper zu zucken gesagt ‚Ja, machen wir‘.
derLachwitz
Als Schriftsteller ohne bisherige Veröffentlichung kann man ja von verschiedenen Jung-Autoren-Initativen der Verlage profitieren. In der Comicbranche ist es leider noch nicht so weit, da der Markt naturgemäß ja auch ein viel kleinerer ist. Aber es gibt ja eine Reihe kleinerer Verlage, wie eben Zwerchfell. Was bedeutet das für die Art, wie man sich als Comiczeichner um eine Veröffentlichung bewirbt?
Sarah Burrini
Ich finde generell hat der Webcomic jetzt eine Riesenmöglichkeit gegeben, dass man seine Sachen nicht mehr in der Schublade verstecken muss. Man macht das im Grunde genommen für sich, und das ist die ehrlichste Arbeit, die es geben kann. Man öffnet quasi sein Herz und zeigt das der Welt. Die Verlage können das alle sehen und natürlich werden die das auch nicht ignorieren. Die sehen halt auch, was da in der Welt so vor sich geht jenseits der großen Verlagszeichner, wenn es die in Deutschland denn gibt (lacht).
Zwerchfell guckt sich da auf jeden Fall gerne um und ich glaube, die haben selber ein großes Interesse daran Online aktiv zu sein, wie auch immer das aussieht. Allerdings ist es in Deutschland auch immer eingeschränkt, was haben die Verlage für eine Möglichkeit?
Die müssen sich auch immer Gedanken um ihre Zahlen machen, und es ist nun nicht so, dass sie die Leute direkt anschreiben und fragen ob diese bei ihnen veröffentlichen wollen.
Man darf sich als Künstler und Zeichner sowieso nicht darauf verlassen zu sagen ‚Ich werde irgendwann entdeckt‘. Das klappt nicht, das ist zwar schade und entspricht auch nicht meinem Temperament, aber wenn man möchte, dass ein Verlag einen nimmt, dann muss man die ansprechen, ein Konzept vorbereiten, auch wenn’s ein Webcomic ist. Dann kann man immerhin sagen ‚Schaut mal, ich habe hier diesen beliebten Webcomic, ich habe schon so und so viele Leser, eine so und so große Fanbase, macht das!‘ Das wäre die beste Werbung, die es für ein Printobjekt gibt. Und das muss man denen eben herantragen.
[…] letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit ein langes Interview mit ihr zu führen, das ihr hier nachlesen […]