Seit zweieinhalb Wochen wirbt Joscha Sauer nun schon per Crowdfunding um Geld für sein Trickfilm-Projekt. Inzwischen sind fast 75.000 von den angepeilten 100.000€ zusammen- gekommen und das Projekt läuft noch 39 Tage. Man darf im Moment also zuversichtlich sein.

Für die kommende Ausgabe vom ALFONZ hatte ich die Gelegenheit zu einem Interview mit Joscha Sauer persönlich. Und wie das so ist, vom Comicfan zum Comicmacher, kam sehr viel Gesprächsstoff zusammen. Wirklich viel.
Am Ende war es sogar zu viel um alles in der kommenden Nr. 01/2013 vom ALFONZ unterzubringen. Daher gibt es einen Teil des Interviews nun hier zu lesen. Wer sich also wundert, dass ich wenig über die Finanzierung des Projekts, oder wie man so eine Serie überhaupt gestalterisch angeht, frage, der besorgt sich einfach die kommende ALFONZ-Ausgabe und hat dann den quasi„Directors-Cut“ dieses Interviews 😉
Ok, genug der Werbung, auf zum Interview…

derLachwitz
Als dein Projekt anfang November startete, gab es ja erst mal ein starkes Echo in der Blogosphäre, speziell bei anderen Webcomiczeichnern. Wenn man in die Liste der Unterstützer schaut, findet man dort auch einige bekannte Namen aus der Webcomicszene.

Joscha Sauer
Das ist das schöne bei all diesen Comiczeichnern, dass das wirklich eine sehr sehr angenehme Gemeinschaft ist, in der zumindest ich persönlich überhaupt keine Feindseligkeit erlebt habe, sondern ein sehr, sehr harmonisches Miteinander und sich gegenseitiges Unterstützen.
Das finde ich toll und ich genieße auch sehr, dass die Kollegen da so mit am Strang ziehen.
Vor paar Wochen war die Frankfurter Buchmesse und dabei veranstalte ich immer ein großes Essen bei mir, da ich ja vor Ort wohne. Und das war wirklich schön, vierzig Leute aus der Comicszene da zu haben und für alle Hamburger zu machen und mit ihnen zusammen zu trinken. Das ist echt eine schöne Runde.

über Nichtlustig

Seit 2000 an veröffentlicht Joscha Sauer seine Cartoons unter dem Titel Nichtlustig auf seiner Webseite im Netz. Was als Zeitvertreib began, erregte schnell Aufmerksamkeit und 2003 wurde der Carlsen-Verlag auf Joscha Sauer aufmerksam. In den Jahren danach kam eine ganze Reihe an Nichtlustig-Büchern auf den Markt, später ergänzt durch diverses Merchandising, von Tassen, über Shirts bis zu Frühstücksflockendosen. All das mit dem für Joscha typischen, naiv-schwarzen Humor der sich rasch zu seinem Markenzeichen entwickelte. Seine Yetis, die verwirrten Wissenschaftler und die suizidsüchtigen Lemminge sind im deutschsprachigen Internet inzwischen weit bekannt. Mit Nichtlustig.tv versucht er nun, seine Figuren auch als Serie umzusetzen.

derLachwitz
Warum hast du dein Projekt nicht bei einer der bekannten Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter oder StartNext platziert?

Joscha Sauer
Das Spenden ist dabei gar nicht so das Problem, sondern das Einnehmen. Um bei Kickstarter ein Projekt einstellen zu können, musst du ausweisen können, dass eine zum Projekt zugehörige Person in den USA ansässig ist und dementsprechend auch eine amerikanische Kreditkarte hat. Das ist der größte Knackpunkt.
Der andere Knackpunkt für mich war, dass ich fand, dass es schwierig ist, den Leuten zu erklären, warum sie sich jetzt auf dieser amerikanischen Seite anmelden müssen.
Ich hab mich hier umgesehen und selbst bei StartNext, der größten Crowdfunding-Plattform in Deutschland, habe ich gesehen, dass die Community und der bisher generierte Umsatz so gering ist, dass es für die eher ein Geschenk ist, wenn ich mit dem Projekt zu denen käme und ich nicht wirklich das Gefühl habe, dass die mich unterstützen könnten. Deswegen hab ich mir gesagt, es bringt nichts, das hier in Deutschland über eine der bestehenden Plattformen zu machen. Wir haben mit dem Nichtlustig-Shop selbst die Logistik im Hintergrund um so ein Projekt zu stemmen.