derLachwitz
Wie läuft das ab, wenn ein Zeichner über Kwimbi ein Merchandiseprodukt gestalten lassen will?
Kwimbi
Eine Sache auf die ich tatsächlich schaue, sind natürlich die Leserzahlen, aber ich frag jetzt nicht explizit nach genauen Zahlen oder Statistiken, das würde ich nie machen. Wenn da jemand kommt, den ich schon kenne und wo ich einschätzen kann, dass er pro Tag um die 50-100 Leser hat, mit dem würde ich keine Tasse, Poster oder sonst was produzieren. Das macht ja auch keinen Sinn.
Das heißt aber nicht, dass ich seine Sachen nicht mit in den Shop nehme. Es gibt ja Zeichner, die auch bei kleinen Leserzahlen, schon ein selbst produziertes Heft haben. Warum soll ich da das Heft nicht mit reinnehmen? Die Konditionen müssen wir dann individuell absprechen.
Von daher gibt es da so konkret keine Vorgaben.
derLachwitz
Wenn jetzt beispielsweise eine Tasse produziert werden soll, wie sähe das aus?
Kwimbi
Ich hab Gott sei Dank jemanden gefunden, auf Empfehlung von Delfinium-Prints, dessen Qualität mich überzeugt hat. Von denen gab es eine konkrete (Photoshop-)Vorlage, und an der habe ich noch etwas rumgefeilt, so dass ich die nun jedem Zeichner in die Hand geben kann, damit sie sich damit nicht näher auseinandersetzen müssen.
Der Hersteller macht zudem für mich Kartons mit je 36 Tassen fertig, was schon eine sehr kleine Produktionsgröße ist. Das gute daran ist, dass es nicht 36 mal dieselbe Tasse sein muss, sondern ich kann das noch mischen. Das ist natürlich ideal wenn ich mal ein Motiv nur ausprobieren, oder von einem Motiv nur mal zwei oder drei machen will.
Ich gebe dem Zeichner dann die Photoshop-Datei incl. Farbprofil, bitte ihn mir da in, ich glaube 400dpi, sein Motiv reinzusetzen und das war’s. Ich passe das später in Einzelfällen nochmal an, in Absprache mit dem Zeichner, wenn ich sehe dass es vielleicht zu dunkel ist. Beim Sublimationsdruck muss man einige Sachen beachten damit es nicht zu dunkel und zu matschig wird. Ansonsten gibt es da aber keine Vorgaben.
derLachwitz
Da bist du also in der Tat quasi die Verbindungsstelle zwischen den Produktionsfirmen und den Zeichnern, so dass sich die Zeichner nur um das Nötigste kümmern müssen.
Kwimbi
Die Tasse ist ein gutes Beispiel, weil man leicht zeigen kann, was machbar ist. Dann bleibt nur die Frage, gefällt es dem Zeichner, oder nicht?
Was anderes das einfach geht, sind Buttons. Da mag der eine oder andere sagen, „Buttons sind doch total out.“, aber es ist nun mal ein kleines Teil, was im Shop immer mal dazugetan wird oder für die Messe auch super ist. Einen Button nimmt sich jeder Besucher gerne mal mit.
Ich würde auch gerne selber T-Shirts produzieren. Aber da gibt es eine gewisse Mindestmenge die man haben muss, wenn man mit Siebdruck herstellen will. Unter 50 Stück lohnt es sich einfach nicht. So ein T-Shirt ist ja auch nicht für 5 oder 6 Euro zu machen, daher kann ich mir nicht einfach 50 T-Shirts hier hinlegen.
Ich hab ja auch schon ein paar Shirts drin, aber das sind fertig produzierte von Delfinium-Prints. Ich hab auch eine Anknüpfung zu Spreadshirt, wo die Sarah bisher Motive eingestellt hat. Es können aber auch andere Zeichner bei Kwimbi Spreadshirt-Motive einstellen, dazu ist es bisher einfach noch nicht gekommen.
derLachwitz
Die Plüschfiguren, zuerst Butterblume und jetzt Ngumbe, das sind Produktionsmäßig ja nun auch keine Sachen, die man mal eben so nebenher macht.
Kwimbi
Ja, das war viel Vorbereitung und das ist natürlich auch für den Zeichner recht aufwändig, auch wenn ich den Aufwand für die Zeichner so gering wie möglich halten will. Aber das war einfach bei den Plüschfiguren jetzt so nicht möglich.
Wenn das eine Figur ist, die direkt von einer gezeichneten Figur des Zeichners hergestellt wird, dann ist es vollkommen klar, dass der Zeichner da involviert ist. Das Organisatorische hab ich jetzt gemacht. Trotzdem muss der Zeichner es immer noch selbst absegnen, dann werden wieder Fotos Hin und Her geschickt.
Vielleicht kommt auch mal ein Zeichner und bedankt sich dafür, dass ich den Kontakt zum Hersteller organisiert habe, erklärt aber, dass er das Weitere dann gern selbst mit den Produzenten regeln möchte. Dann würde ich mich auch nicht in den Weg stellen. Natürlich wäre ich gern an der Produktion beteiligt, aber wenn ein Zeichner da genug Zeit und Energie hat um sich darum zu kümmern, dann kann er das auch von mir aus gerne tun, keine Frage.
Mit David Füleki hab ich ja auch schon an der Kuh aus dem Comic „Studieren mit Rind“ gearbeitet. Zwar gibt es da schon einen Prototyp, aber in letzter Zeit stand so viel anderes an, dass es nicht möglich war daran weiter zu machen.
Man muss auch berücksichtigen, dass die Fans von David Füleki im Schnitt wahrscheinlich eine ganze Ecke jünger sind als die von Sarah. Die haben dann aus dem Grund natürlich auch ein bisschen weniger Geld und da kann ich dann keine Plüschfigur für 40-50€ produzieren. An so was muss man auch denken.
derLachwitz
Wir wissen zwar nun, wer und was Kwimbi ist. Aber wer bist du eigentlich und wie bist du zu dem gekommen was du heute machst?
Kwimbi
Zum einen hab ich acht Jahre in einem Comicladen gearbeitet und war auch schon immer Comicfan, schon von Kindheit an. Zum anderen mache ich die englische Übersetzung für die Ponyhof-Strips. Vor zwei Jahren ungefähr hab ich dann angefangen für die Sarah Burrini etwas Merchandise auf DaWanda zu verkaufen.
Daraus ist dann die Idee entstanden und ich war sowieso auf der Suche nach etwas Neuem, das ich machen kann. Ich hab dann mit dem alten Job aufgehört und drei bis vier Monate Pause gemacht und überlegt, wie das aussehen könnte. Aus der Idee mit dem Merchandiseverkauf ist dann der Shop entstanden und ich mag auch organisatorische Dinge gerne, so blöd das auch klingt.
Ich organisiere einfach gerne Dinge und finde es klasse, wenn alles läuft wie es geplant ist, wie auf der Messe Spiel in Essen beispielsweise. Ich wirke da manchmal etwas chaotisch, bin dann aber doch organisierter als es scheint. Das macht mir einfach einen Riesenspaß und natürlich freut es mich auch zu sehen, gerade auf kleineren Veranstaltungen, wie das alles zusammenläuft, wie begeistert die Leute sind, die einem begegnen.
Da ich mittlerweile schon Mitte vierzig bin, dachte ich mir: “Wenn ich mich selbstständig mache mit etwas das ich wirklich richtig gern tue, dann mache ich das jetzt und nicht in zehn Jahren. Und das hier ist etwas, das ich richtig richtig gern mache, worauf ich Bock habe, und auch gut kann.”
Schwieriger ist der ganze finanzielle, geschäftliche Bereich. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich, aber das finde ich auch spannend, solche Dinge neu zu erfahren. Auch die Merchandiseproduktion finde ich sehr spannend, da die ganzen technischen Details auf die Reihe zu bringen und das wiederum an die Zeichner zu vermitteln.
Zudem war ich sehr neugierig wie das ganze dann aufgenommen wird. Wie finden die Zeichner das, wenn einer kommt und sagt „Hey, du hast doch eigentlich gar keine Zeit und Lust um Merchandise zu machen, wie wäre es, wenn jemand das für dich übernimmt?“ Ohne dass das gleich den Anstrich hat, dass ich mich an denen bereichern will. Das ist ein sehr wichtiger Punkt für mich.
Natürlich will ich da auch was dran verdienen, sonst bräuchte ich keinen Shop. Aber das war nicht die eigentliche Idee. Die eigentliche Idee war, das für Sarah Burrini und ihren Ponyhof zu machen. Warum soll man das nicht auch für andere Leute anbieten?
derLachwitz
Vielen Dank für deine Zeit.
Schönes Interview – das war längst mal überfällig 🙂