München… der Regen hält. Ich spare mir ab sofort jeden Kommentar übers Wetter. Wenn ich es nicht explizit anders schreibe, hat es geregnet. Punkt.
Vom durchaus reichhaltigen Programm des dritten (offiziell zweiten…) Festivaltages, habe ich heute nicht so viel mitgenommen. Stattdessen wurde viel Zeit für die Zeichner und Verlage im Alten Rathaus sowie dem Künstlerhaus verwendet. Dieses mal also etwas persönlicher gefärbt.
Zumindest im Künstlerhaus hat man gestern einen etwas höheren Andrang bemerkt als noch am Vortag, was hoffentlich nicht bloß am Disney-Zeichenkurs lag, der auch sehr viel junges Publikum angezogen hat. Während Madamebooks ihre erste Runde durch die Ausstellung drehte und bei Boesner gewisse zeichnerbedingte Suchtsymptome bekämpfte, hatte ich die Gelegenheit am Stand von Edition Alfons eine sehr durchdachte und sinnige Web-App kennenzulernen. Unter cfm2013.de kann man sowohl vom PC, Handy als auch Tablet eine digitale Programmübersicht und Lageplan abrufen, inklusive aktueller Neuigkeiten. Durch die örtliche Verteilung des Festivals kommt diese App sehr gelegen daher und erspart einem so das Abgrasen von Twitter, Facebook und dem eigenen Kalender, um keine Änderung oder zusätzliche Signiertermine zu verpassen. Man darf hoffen, dass so eine App bald auch für weitere Comicfestivals verfügbar sein wird.
Danach ging’s nochmal rüber ins Alte Rathaus. Neben den schon erwähnten Ständen stach besonders ein auf Don Rosa spezialsierter Verleger ins Auge, dessen Programm wir aber aus finanziellen Selbstschutzgründen nicht näher begutachtet haben. Mehr als eine Distanzbeobachtung war nicht tragbar.
Und wer sich im übrigen fragt, warum der vierte Band der Reihe Die Toten in Rot statt in Weiß daherkommt, hier die Erklärung von Stefan Dinter, Verleger von Zwerchfell. Aufmerksame Leser werden schon bemerkt haben, dass die bisherigen drei Bände alle dem ersten Zyklus angehören. Der zweite, ebenfalls aus drei Bänden bestehende Zyklus, wird rot sein, danach wird der dritte Zyklus vermutlich einen dezenten weiß-grau-ton haben. Nur damit Sie Bescheid wissen!
Zurück im Künstlerhaus wurde bei Splitter noch einer der Signiertermine von Ingo Römling zu einem kurzen Plausch mit dem Zeichner von Malcolm Max genutzt. So ließ sich erfahren, dass die von einigen Lesern kritisch aufgefassten Textblöcke, die an manchen Stellen sehr genau den Panelinhalt wiedergeben, bewußt als Stilmittel genutzt wurden. Eine Anlehnung an alte Stummfilme, die sich auch nicht zu schade waren, das Gezeigte nochmals in Texttafeln wiederzugeben um die Dramatik weiter rauszustreichen.
An dieser Stelle muss wohl angemerkt werden, dass sowohl Madamebooks als auch meine Person schon am Gratiscomictag durch die Probeausgabe sehr neugierig wurden. Malcolm Max kommt auf den ersten Blick mit seinem Setting um 1889, den beiden Protagonisten (Detektiv und Halbvampirin), einer leichten Prise Okkultismus und einigen üblichen Querverweisen wie ein Standard-0815-Klischee aus der Steampunk-Fantasy-Ecke daher. Doch schon beim ersten Schmökern konnte es mit der ausgefeilten und sehr gut choreografierten Schreibe von Peter Mennigen und den detailverliebten, charakterstarken Zeichnungen Ingo Römlings sehr viele Punkte machen.
Für die Podiumsdiskussion zu Verdienstmöglichkeiten im deutschen Comic fehlte leider die Zeit, aber dafür gab es Abends dann noch die Verleihung der ICOM-Preise sowie des Lebensfenster-Preises für Grafisches Bloggen.
Es ist wohl ein bisschen vertrackt mit den Preisverleihungen im Comic. Entweder sind die Wahlkriterien unklar bis unverständlich (Peng!), die Technik streikt, oder es kommen unerwartet kurzfristig neue Programmpunkte hinzu, die der Moderator dann improvisieren darf. Vielleicht ist es auch nur ein Fluch der über dem diesjährigen Comicfestival liegt, und dem ganzen an einigen Stellen einen unrunden Eindruck verleiht, wie man auch hier im Tagesspiegel nachlesen kann.
Doch man kann den Moderatoren der gestrigen ICOM-Preisverleihung nicht vorwerfen, dass sie kneifen würden. Man leidet schon etwas mit, wenn man improvisierte Videoeinspieler sieht und Mühe hat, die Namen der Preisträger zu verstehen. Doch erweckt es auch einen rustikalen Charme des Improvisierten, ähnlich den ersten Collab-Heften, die noch als handgetackerte Kopien im Copyshop um die Ecke gefertigt wurden.
Die Verleihung kommt daher weniger formell daher als noch letztes Jahr in Erlangen, fühlt sich dadurch aber auch nicht so gestreckt an.
Aus Zeitgründen fällt die Auflistung kurz und knapp aus. Mehr eventuell morgen anlässlich der Diskussionsrunde.
- Sonderpreis der Jury für besondere Leistung: Comicclash von Epidermophytie und Moga Mobo
- Sonderpreis der Jury für eine besondere Publikation: Neufundland
- Anne Delseit führt in ihrer Laudatio die Wichtigkeit von Anthologien, besonders für den deutschen Comicmarkt, auf.
- Herausragendes Artwork: Mittagspause Maike Plenzke, veröffentlicht in Bettgeschichten bei Zwerchfell
- Naomi Fearn, eine der Herausgeberinnen dazu: „So fühlen sich stolze Eltern.“
- Herausragendes Scenario: ROXANNE & GEORGE von Carolin Walch, erschienen bei Reprodukt
- Bester Kurzcomic: Adieu Kakako, Max Fiedler, veröffentlicht in Herrensahne 12
- Lobende Erwähnung:
- Earth Unplugged – Jennifer Daniel erschienen im Jaja-Verlag
- Anne Delseit in ihrer Laudatio: „Ein kleines feines Machwerk“
- Zuhause während der digitalen Revolution – Wolfgang Büchs
- White Line – Calle Claus erschienen bei Edition 52
- Schatz – Yinfinity aka Yi Lou- Veröffentlicht in Jazam Vol. 7
- Earth Unplugged – Jennifer Daniel erschienen im Jaja-Verlag
- Bester Independencecomic: Das Upgrade 1 von Sascha Wüstefeld und Ulf S. Graupner, erschienen bei Zitty
Abschließend wurde noch vom Kurt-Schalker-Komitee, kurz KSK, welches bis auf Kurt Schalker und Flix vollständig anwesend war, der Lebensfenster-Preis für grafisches Bloggen verliehen. Anstatt einer Laudatio im klassischen Sinne verlas Johannes Kretzschmar, aka Beetlebum, das Protokoll der letzten KSK-Sitzung und gewährte damit einen seltenen Einblick in die Entscheidungsfindung dieses elitären Kreises, und bereicherte das Weltbild der Zuschauer mit einigen kostbaren Zitaten von Schalker persönlich. Gewinnerin war am Ende die Wahlhamburgerin Johanna „Schlogger„ Baumann, die sich unter anderem auch mit ihrem monatlichen Comiccollab als szeneverbindende Institution einen weit bekannten Namen gemacht hat.
Heute wird es dann unter anderem eine kurze Gesprächsrunde mit den Gewinnern des ICOM-Preises geben, als auch eine Podiumsdiskussion zum Thema Webcomic und Veröffentlichungs- sowie Vermarktungsmöglichkeiten.
Noch ist es für die Feedback-Blogging-Aktion nicht zu spät! Sowohl Samstag als auch Sonntag beinhalten noch einige interessante Programmpunkte, und auch die meisten Zeichner sind noch anwesend. Also schreibt eure Wünsche in die Kommentare.
UPDATE
In die ICOM-Preisträgerliste haben sich einige Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen, diese sind nun korrigiert. Dank geht an die aufmerksamen Jungs von Comicgate!
Zur besseren Übersicht hier direkt die anderen Berichte von der Dresden-München Comictour
- Comicfest Dresden
- Doppel-Comiclesung in Dresden
- München – Vor dem Festival
- Tag 1
- Tag 2
- Tag 3
- Tag 4
- Panelrunde Webcomics 2.0
- Tag 5
- Nachhall
Jaaaaaaaaa… hungrige TeMeLs kennen kein Pardon! Da hast du mich direkt von meiner besten Seite kennen gelernt! 🙂
Der Link zu cfm2013.de führt auf eine 404-Seite eurerseits.
Scusi, im Eifer des Gefechts hab ich den Link nicht geprüft. Hab ich jetzt korrigiert, danke für den Hinweis.
[…] Lachwitz (super Blog über Comics!) findet ihr ausführliche Berichte zu beiden Events, er hat übrigens […]