CSE14 2/4 Von Comics, Preisen und einem Battle

Der zweite Tag des Comic-Festivals war minimal bedeckt und lockte gleichzeitig deutlich mehr Besucher in die Heinrich-Lades-Halle und die angeschlossenen Ausstellungen, als noch am Vortag. Gleichzeitig schaltete das Veranstaltungsprogramm einen Gang hoch. Was gab es also interessantes?

Gegen 11 wurde nur wenige Fußminuten vom Rathausplatz mit einer kleinen aber sehr sorgsam gestalteten Ausstellung das 30 jährige besthen des Reddition-Magazins gefeiert. Volker Hamann begrüßte die versammelte Schar bei Sekt und Knabberkram und gab einen kurzen Rückblick über das, was einst als engagiertes Hobby-Projekt began. In der Ausstellung gibt es neben eine vollständigen Cover-Biographie auch diverse Auszüge aus den Schriftwechseln und der Zusammenarbeit mit diversen Künstlern zu betrachten.

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Volker Human eröffnete eine sehr gut besuchte Ausstellung zum 30jährigen Jubiläum der Reddition.

 

Im Rathaus lief gleichzeitig die Gesprächsrunde Wozu Verlage? Autoren zwischen verlegerischer Heimat und Self Publishing. Stefan Dinter (Zwerchfell), Verena Klinke (Studio Werkbericht), Ulli Lust (Künstlerin), Dirk Rehm (Reprodukt) und Klaus Schikowski (Carlsen) diskutierten offen und sichtlich fasziniert vom Thema unter der Moderation von Martin Jurgeit.DSC_0005
Zwar ist dieses Thema seit Jahren im Gespräch, aber dennoch ist es heute mehr denn je spannend zu beobachten. Denn die Zahl der selbst veröffentlichten Werke steigt stetig. Dies widerum erlaubt den Verlagen eine bessere Auswahl ihrer Zeichner. Problematisch bleibt weiterhin die Monetarisierung, denn selbst große Verlage können einem Zeichner pro Buch meist nicht genug zahlen, als dass dieser nur davon leben könnte. Aber dies wäre auch ziemlich utopisch. Faktisch arbeiten die meisten Zeichner an mehreren Arbeiten und verdingen sich dabei oft genug auch als Illustrator. Denn trotz steigender Leserzahlen ist Deutschland als Markt (im Moment) noch nicht groß genug, als dass sich an dieser Situation so schnell etwas ändern wird.

DSC_0150Im Panel 2 der Comic Solidarity ging es heute verstärkt um digitale Comics und deren Kulturformen im Netz. Den Einstieg bildete Lukas R.A. Wilde mit seinem Vortrag incl. Diskussionsrunde zu der Frage Was ist eigentlich ein Comic? Und: Was ist eigentlich Eigentlich?
Diese an sich banalen Fragen führte Wilde routiniert aus und gab diverse praktische Beispiele die die Entwicklung und Möglichkeiten des Comics ausleuchten.

Anschließend sprach Johannes Kretzschmar alias Beetlebum über das Phänomen der Memes und ging in seinem Beitrag Sind Internet-Meme-Comics der neue Underground? der Frage nach, was sich hinter diesem seltsamen Phänomen und den krakeligen Rage-Faces verbirgt. Dabei scheute er nicht, innerhalb von 15 Minuten den großen Rundumschlag zu machen und unsere Art der Ideenvermittlung von der Steinzeit bis ins Digitalzeitalter zu beleuchten. Neu sind Memes nicht, aber in ihrer aktuellen Form freier und zugänglicher für alle als je zuvor.
DSC_0189Den Abschluss bildete Michael Decomain mit dem Thema Web-Manga und Doujinshi. Mit merklicher Szene-Kenntnis schilderte er die Eigenarten der Manga-Szene an sich, der Szene in Deutschland, ihren Entwicklungen und ihrer Wahrnehmung in der Comic-Landschaft. Dabei zeichnete er ein sehr vitales Bild, das zwar nicht ohne Probleme war, doch sind diese nicht größer als sie in anderen Bereichen ebenso auftreten.

Im Anschluss präsentierten Katja Klengel, Schlogger, Jeff Chi und Tim Gaedke ihre Comic-Lesung von danach & Punchdrunk. Inzwischen ist es wirklich eine kleine Todsünde wenn man sich diese Lesung nicht wenigstens einmal angesehen hat.

Sonstige Highlights

Beim Comic Stipendium von Egmont wurde aus den drei Finalisten schließlich Sarah Barczyk mit Nenn mich Kai zur Siegerin gekürt. Mehr zu dem Comic rund um Gender-Orientierung und Gesellschaftszwänge gibt es hoffentlich in den nächsten Tagen zu lesen.

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100 Jahre Tove Jansson

DSC_0030Die Mumins kennt inzwischen fast jeder. Die von der finnischen Schriftstellerin geschaffenen kleinen neugierigen Trolle haben sich zu einem Evergreen entwickelt, der nicht nur Kinder begeistert. Direkt im Rathaus kann man in der umfangreich ausgestatteten Ausstellung vieles über die Mumins, ihre Schöpferin und ihren Werdegang erfahren. Gleichzeitig bieten die diversen eingerichteten Leseecken kleinen und nicht ganz so kleinen Besuchern eine Gelegenheit zum schmökern.

Punk n Steam

Am frühen Abend eröffneten Felix Mertikat und Verena Klinke die Ausstellung Punk n Steam im Gummi-Wörner. Im rustikalen Schuppen werden diverse Skizzen und alte Konzeptentwürfe von SteamNoir präsentiert, die einen Blick auf die frühe Entwicklung des Projekts geben. Da runter befinden sich auch Requsieten wie ein Modell der fliegenden Insel auf dem die Geschichte stattfindet.
Garniert wurde die Eröffnung durch den Auftritt des SteamNoir-Schurken Leander sowie dem Bekenntnis des Zeichners zu einer leichten Rot-Grün-Farbenblindheit. Diese sorgte dafür, dass der Comic am Ende düsterer wurde, als er eigentlich geplant war.

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Abendausklänge

Als Besucher hatte man die Wahl zwischen der Verleihung des Max&Moritz-Preises und dem von Beetlebum und Lisa Neun initierten BITSTORM, dem 1. Internet-Comic-Lese-Quiz-Battle. Letztere Veranstaltung bildete dabei bewußt ein Gegenprogramm zum zwar renomierten, aber auch als eher konservativ und wenig überraschend verschrienem Max&Moritz-Preis. Bei diesem wurde unter anderem Marvin Clifford mit dem Publikumspreis für seinen biographischen Webcomic Schisslaweng ausgezeichnet. Vermutlich wird es auch dieses Jahr wieder Kritik am Prinzip des Publikumspreises geben, aber all diesen Kritikern kann man nur empfehlen sich einmal mit dem Comic genauer zu befassen, wie zum Beispiel hier.
Des weiteren wurden unter anderem noch Luke Pearson für seine Hilda-Comics ausgezeichnet, Mawil für Kinderland, Ulli Lust für den besten deutschsprachigen Comic und Ralf König wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Am Samstag werde ich wahrscheinlich nicht ganz so ausführlich berichten können, nicht weil der Tag den größten Ansturm bieten wird, sondern da man sich mit mehreren anderen Bloggern zum lockeren Austausch trifft. Dazu gehört auch das eine oder andere geplante Projekt. Dennoch stehen auf dem Notizzettel unter anderem Künstler wie Melanie Schober, Daniela Schreiter, Ingo Römling und Metrissimo. Aber ich bin ja nicht der einzige der täglich vom Comic-Salon berichtet. Weitere lesenswerte Artikel gibt es unter anderem hier…

Beim Tagesspiegel berichten Daniel Wüllner und Oliver Ristau gekonnt routiniert:

Goldregen über Erlangen

Freudentränen, Kunstpausen und ein Autorenproblem

Früher war mehr Lametta, heute ist mehr E-Comic

 

Comicgate startet mit einem neuen Konzept in dem jeden Tag ein anderer Autor seine persönlichen Eindrücke schildert.

Erlangen-Tagebuch, Tag 1: Feels like homecoming


4 Comments

  1. Leander Taubner Juni 21, 2014 9:36 am  Antworten

    Maaaan, schon krass wie so ein Event an einem vorbei gehen kann wenn man nicht aufpasst. Nächstes Jahr versuche ich auf jeden Fall hinzukommen. Du bist gerade ein bisschen meine Augen und Ohren in Erlangen zum Spionieren 😉

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