CSE14 3/4 This is ERLANGEN!

Bestes Wetter, der Comic-Sammlermarkt, ein Cosplay-Wettbewerb und die letzte Panelrunde der Comic-Solidarity; am vorletzten Tag hat der Comic-Salon nochmal seine Muskeln spielen lassen und sich besonders dem Tagesbesucher zugewandt. Das Fachbesucherprogramm war aber mitnichten dürftig.

DSC_0391-2Die letzte Panelrunde der Comic Solidarity, bestehend aus David Boller (Ewiger Himmel), Sarah Burrini (Das Leben ist kein Ponyhof), Jeff Chi (Spinken) und Daniel Lieske (Wormworld Saga), wurde von Daniel Wüllner (Tagesspiegel) moderiert. Rund um das Thema Verbreitung, Vertrieb und Vermarktung von (Web-) Comic entspannte sich eine muntere Diskussion bei der die unterschiedlichen Perspektiven der Zeichner die Diskussion fast von selbst am laufen hielten. David Boller merkte man seine Erfahrungen im US-Markt deutlich an und wie dies seinen Blick auf den hiesigen Markt geschärft hat. Dem gegenüber brachten Sarah Burrini und Jeff Chi verschiedene Aspekte der „Spaß-am-Zeichnen“-Fraktion mit rein. Das Interesse an einer besseren Monetarisierung und vor allem Verbreitung des eigenen Comics ist bei allen vorhanden, allerdings ist der Aufwand dafür nicht zu verachten. Der Sprung in den englischsprachigen Bereich ist nicht mit jedem Thema einfach.
Daniel Lieske hat sich nach eigenen Worten mit dem epischen Fantasy-Setting seiner Wormworld Saga zwar viele Möglichkeiten des klassischen Webcomics (häufige Updates, Stilexperimente, Gastbeiträge etc.) verbaut, konnte den Comic dafür aber deutlich leichter auch im englischsprachigen Raum verbreiten.

Die deutsche Comic-Kritik wurde unterdessen unter der Moderation von Brigitte Helbling, durch Marc-Oliver Frisch (u.a. Comicgate), Jutta Harms (Reprodukt), Stefan Pannor (Spiegel Online) und Lars von Törne (Tagesspiegel) genauer beleuchtet. Schon länger wird die Comic-Kritik hierzulande als eher durchwachsen betrachtet, was womöglich auch am immer noch zwiespältigen Image des Comics liegt. Man denke nur an die leidigen Diskussionen um die Begriffe Graphic Novell und Manga. Für eine ausführlichere Berichterstattung muss ich vermutlich auf den Tagesspiegel verweisen, da ich zum Zeitpunkt der Diskussion leider selbst im Gespräch mit anderen Bloggern war (siehe gestrige Ankündigung).

Gleichzeitig wurde der Rathausplatz von Menschenmengen überflutet. Schon am Vormittag hatte die Comic-Tauschbörse gestartet und den Andrang merklich erhöht. Beim Cosplayer-Wettbewerb wurde es dann aber wirklich zum Kunststück vor der aufgestellten Bühne noch einen Platz zu finden.
Angeblich gab es Probleme genug Teilnehmer für den Wettbewerb zu finden. Angesichts der Menge an Cosplayern, vom engagierten Gelegenheitscosplayer bis hin zum professionellen Workshop-Leiter war alles vertreten, kann man sich das aber kaum vorstellen. Auch an den vorherigen Tagen konnte man hier und da schon diverse begeisterte Cosplayer entdecken. Zwar wird es die fertige Photo-Gallerie hier im Blog erst in den nächsten Tagen geben, aufgrund der Menge an beeindruckenden Kostümen soll hier aber schonmal ein kleiner Vorgeschmack präsentiert werden.

Und noch mehr Bilder vom Cosplaywettbewerb kann man schon hier sehen.

Kurz und knackig

Wie so immer ist das Programm und die Menge der ausstellenden Zeichner zu viel für jede Planung, es sei denn man beherrscht einen buddhistisch-spartanischen Einkaufsstil. Wie auch immer. Nachfolgend ein kurzer Blick über das was am vorletzten Tag noch mitgenommen wurde.

DSC_0437-2Melanie Schober – Skull Party

Nicht mehr geklappt hat die Präsentation von Melanie Schobers Skull Party, dem bei Carlsen erschienenen Manga für „junge Erwachsene“. Mich selbst hat der erste Band sehr überrascht, da er mehr erwachsen denn jung wirkte und doch viel experimentellen Charaker besaß. Ein kurzes aber sehr interessantes Gespräch mit der Zeichnerin während der Signiertermine war nicht nur aufhellend, sondern weckte auch die Lust diesem Mix aus Horror, Sex und Lovestory demnächst nochmal einige Stunden zu widmen. Band zwei liegt noch ungelesen zu Hause. Nicht mehr lange…

DSC_0465Piwi – The Complete Penis

Warum kauft man ein Buch mit diesem Titel? Wenn man vorher im Netz schon Auszüge aus diesem Experiment, geboren aus Ideen deren Quellen man vielleicht besser nicht wissen will, gesehen hat und die Vorzugsausgabe in zartblauem Leineneinband daherkommt, das ist nett. Angesprungen hat dann aber schlussendlich ein kleiner handgezeichneter Aufkleber mit dem überflüssigen vermerk „Neu“ und dazu passend einem freudig erregten Geschlechtsorgan. Sehr ansprechend…

Links der Preisträger des Kurt-Schalker-Preises für grafisches Blogen; Pete, daneben die Gewinnerin vom letzten Jahr, Schlogger.

Links der Preisträger des Kurt-Schalker-Preises für grafisches Blogen; Pete, daneben die Gewinnerin vom letzten Jahr, Schlogger.

JAZAM9

Mit JAZAM verbindet sich inzwischen eine liebgewonnene Tradition. Nach dem Kauf wird der Band nicht mitgenommen, sondern für mehrere Stunden oder bis zum nächsten Tag noch am Stand eingelagert. Bis dahin haben alle beteiligten Zeichner signiert. Dass die JAZAM-Crew dieses Prozedere bis heute beibehält und sich weigert die Bücher vereinheitlicht im Vorfeld zu signieren, ist ein Zeugnis chronisch archaischen Zeichentums das einfach Anerkennung verdient. Jede Ausgabe geht von Hand zu Hand, ein Zeichner greift beim anderen eine Signieridee auf und verfremdet sie in bester Stiller-Post-Manier, so dass die signierten Innenseiten aller verkauften JAZAM-Hefte selbst einen wunderbaren Bildband abgeben würden.

Ed Piskor – WIZZYWIG

Schon vor einigen Wochen tauchten erste Besprechungen zu dem im Original 2012 erschienenden Comic des Amerikaners auf. Hierzulande kam die fiktive Biographie eines Hackers natürlich passend zum NSA-Skandal, erzählt aber im Grunde eben genau das was uns schon vorher hätte bewußt sein sollen.
Der letzte signierte Band lag verloren am Stand von Egmont und gegenüber konnte man den Autor sogar noch auf eine letzte Skizze erwischen. Ganz klar ein Buch für den Comic-IT-Geek-Typen wie ich nun mal einer bin.

Erik – DEAE 3 Der Jormungard

Zu meiner Schande entdeckte ich erst auf der Messe die neueste Ausgabe von Eriks Nornencomic. Vor zwei Wochen erschien sie schon im Handel. Nur zur Erinnerung: Die ersten beiden Bände entlockten mir sehr viel Lob und ich kann ein gewisses Fandom nicht verleugnen. Daher ein Pflichtkauf und eine differenzierte Kritik wird auf jeden Fall folgen.

DSC_0325Pengboom Society

The Boys are back in town. Nach längerer Pause melden sich Haiko Hörnig & Marius Pawlitza, das Team hinter Selektive Erinnerung, wieder. zurück Unter ihrem neuen Label präsentieren sie zwei hochwertig aufgemachte A4-Hefte, A House Divided und Kletschmore. Der Leser darf am Stand dabei zahlen was er will. Trotz dieser direkten Offerte, hab ich sie leider nicht mehr mitnehmen können. Morgen wird daher vor der Rückfahrt noch ein zackiger Endspurt hingelegt um doch noch beide Hefte zu ergattern. Erfolgreich angefixt…

DSC_0364-2Olivia Vieweg – Hingeschlunzt

Wie im Podcast schon erwähnt ein Titel auf den ich neugierig war. Endlich ein Comic von Madame „fette Katze“ der keinen traumatisierenden Effekt haben wird, hoffentlich. Gesammelte biographische Strips aus den letzten Jahren, von denen man einige wohl auch schon hier und da auf Facebook erleben konnte. Lesefutter für die Sonnenliege.

Sebastian Drewniok – Tank #1

Seit meinem ersten Besuch auf dem Comic-Salon vor zwei Jahren habe ich auf fast jedem Comic-Event Sebastian und seine Vorschau-Seiten des Endzeit-Comics Tank entdeckt. Jedes mal blieb ich fasziniert stehen und betrachtete die Panels mit ihren Einblicken in ein verlassenes und verödetes Deutschland.
Jetzt gibt es endlich ein erstes Heft, das musste gekauft werden…

Bastian Baier, Robert Mühlich – Mister Origami

Ebenfalls lange warten durfte man auf diesem Band. Ursprünglich als Handkante des Schicksals betitelt hatte Bastian Baier alias Lapinot scheinbar einige frustrierende Stunden ehe das Projekt schließlich mit großer Verzögerung fertig wurde. Künstler darf man nun einmal nicht hetzen. Dafür kann man jetzt endlich sehen wie hart Mister Origami wirklich ist. Muss man zuschlagen…

Buddelfisch-Collection

Ebenfalls schon im Podcast erwähnt, tritt mit Buddelfisch ein neuer Kleinverlag an den Start. Neben der starken Beteiligung an der Initiative Comic Solidarity hat Verlagschef Sebastian Kempke gleich drei Bücher am Start. Vanessa Drossels Grundkurs Mord (geschrieben von Mareike Hansen), Gregor Schenkers Nerdology und Dirk M. Jürgens Brot Gewalt und Roggenroll. Das ganze wurde sowohl einzeln als auch als Bundle angeboten. Nach den diversen Vorschauberichten des Verlages, musste jetzt mal Butter bei die Fische, alles mitgenommen.

Zum Abschluß ging es, wie jedes Jahr, auf die Carlsen Verlagsparty. Der Ort an dem in gemütlicher Bierseeligkeit jedes Jahr sicher hunderte kreative Ideen entstechen von denen zum näcshten Salon…. zumindest ein paar das Licht der Welt entdecken. Und abgsehen davon natürlich perfekt zum fünfe grade sein lassen. Abgesehen von den emsigen Photographen von Splashpages war hier nur noch Feierabend und dementsprechend Party angesagt. Daher wird es auch an dieser Stelle keinerlei Interna geben die erfolgreiche Autoren nach dem Blick in die Flasche kund taten. Wo kämen wir da hin…

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