In schöner Regelmäßigkeit liefert Erik neue Comickost in gewohnt hoher Qualiät ab. Vergangenes Jahr erschien der mittlerweile Dritte Band seiner Nornen-Saga und erreicht damit gleichzeitig die Halbzeit, ist die Reihe doch auf fünf Bände geplant. Wie steht es also um die alten Göttinnen?
Es beginnt mit dem Ende selbst! Ragnarök, die Schlacht bei der Asen, Riesen und all die anderen mythischen Wesen der Edda sich gegenseitig töten und am Ende bleiben nur die Menschen denen eine neugestaltete Welt geschenkt wird. Mit diesen Impressionen schlägt der Autor den Bogen zum Prolog des ersten Bandes, in dem noch auf humorvolle Weise erklärt wird, wie der Grundstein für diese unvermeidliche Tragödie der Götter gelegt wurde.
Für die die es noch nicht Wissen: Die Handlung dreht sich um einen Wissenschaftler der mithilfe dreier magischer Module eine Weltuntergangsmaschine bauen will. Die Nornen, Schicksalsgöttinnen des Gestern, heute und des kommenden dürfen nicht aktiv in die Welt eingreifen. Also requirieren sie einen sterblichen als ihren Handlanger. Damit sie diesen aber in ihrem Sinne steuern können, muss er zuerst sterben damit sein Geist die Brücke zwischen der Welt der Nornen und der sterblichen bildet. Während also im Jahr 1928 der Professor das Ende der Welt einläuten will, reisen die Nornen zusammen mit Chris quer durch die Zeitalter um eben dies zu verhindern. Klingt verwirrend, ist es auch zu Anfang, macht dennoch Spaß. Glaubt mir, oder lest meine Rezensionen zu Band 1 und Band 2.
Während Band 1 noch die Ausgangslage schilderte und in Band 2 der unglückliche Chris, eben jenes Opfer der Nornen, das nun für sie die Welt retten darf, versucht seine Existenz und Fähigkeiten als untoter Geist zu begreifen, geht es nun wirklich in die vollen. Nur noch ein Modul fehlt damit der verrückte Professor am Ziel ist. Auch die diversen Handlungen auf den verschiedenen Zeitebenen, welche schon in Band 1 ihren Anfang nahmen, fügen sich nach und nach ins große ganze ein und machen Lust, nochmal die ganze Geschichte von Vorne zu lesen.
Gefühlt hat man den Eindruck auf das Ende einer groß angelegten Trilogie hinzusteuern. Schon in Band 2 spürte man dass es sehr knapp wird. Erzählerisch ist es zwar alles andere als innovativ die Weltuntergangsuhr auf kurz vor 12 zu setzen, in der handwerklichen Umsetzung wird hier aber der gesamten Konkurrenz, egal in welchem Medium, einmal ganz klar gezeigt wo der Hammer hängt. Der Zeichner und Autor schafft das kleine Wunder eine bedrohliche Stimmung mit Semi-Zeitreisen und ausgedehnter Liebe zum Detail unter einen passenden Hut zu bringen. Es sind für sich alles sehr banale Zutaten, besonders Zeitreisen neigen ja dazu selbst die interessanteste Grundidee durch gewaltige Logiklücken jeder Spannung zu berauben, nicht so hier. Dies liegt wohl daran, dass obgleich die Verknüpfungen der Ebenen immer deutlicher werden, jede dort stattfindende Handlung genug Eigenmotivation besitzt. All die Figuren der einzelnen Zeiten, haben ihre eigenen Konflikte und ihren eigenen Charme, auch wenn hier oft ähnliche oder sich wiederholende Figurenmuster auftreten. Definitiv ein Lehrstück für packendes Erzählen.
Umso auffälliger ist dass das einzige größere Manko in der Geschichte eben an der Erzählung rund um Chris liegt. Jedes mal wenn die Geschichte sich wieder ihm zuwendet, fühlt es sich an als wenn das Tempo eine Vollbremsung macht, damit Chris auch endlich versteht was passiert. Er wirkt dadurch nicht nur tollpatschig, was durchaus seinen Charme hat, sondern darüber hinaus auch unnötig schwer von Begriff. Vielleicht war dieser Griff nötig damit er der Handlung der nächsten Bände nicht schon vorausgreift. Es bleibt abzuwarten ob Chris im nächsten Band wieder mit der Handlung Schritt halten kann, wünschen täte man es sowohl ihm als auch dem Comic an sich, der diesen kleinen Hemmschuh in keinster Weise nötig hat.
Bei einem Arbeitstier wie Erik kommt man bei regelmäßigen Kritiken irgendwann an den Punkt, wo es schwer fällt sich bei der zeichnerischen Bewertung nicht zu wiederholen. Wie gehabt arbeitet der Saarländer auf stetig hohem Niveau und fast alles was schon zu Band 2 gesagt wurde, behält auch bei Band 3 seine Gültigkeit. Hier und da hat die Detailausarbeitung wieder etwas zugenommen und auch die Dynamik fügt sich nun homogener in das stilistische Gesamtbild ein. Möglich wurde dies durch eine verbesserte Wahl der Perspektiven, was schnelle Aktionen ermöglicht, ohne dass sie in Eriks Stil befremdlich wirken. Nichtsdestotrotz, wer bisher mit Eriks Stil nicht warm wurde, der wird auch hier nicht sein Glück finden, dazu liefert der Zeichner zu zuverlässig seine Portion Konsistenz ab.
Böse Zungen könnten Fragen warum ich nicht auf Rezensionstexte zu neuen Erik-Alben verzichte und einfach nur noch auf die alten Verweise. Es stimmt, vieles wiederholt sich und der Stil verändert sich nur dezent. Allerdings hält Erik zeichnerisch wie erzählerisch sein hohes Niveau und weiß immer noch zu schreiben, Pointen zu setzen und die Seiten sowie Panels interessant zu füllen. Kurzum er ist ein Routinier der mit einem beachtlichen Talent und Gespür für Feinheiten gesegnet ist, was allein schon Grund genug ist seine Arbeit weiter zu verfolgen.
- Text Copyright 2015 Alexander Lachwitz
- Cover, Artwork Copyright Epsilon-Verlag
- Eriks deae ex machina – Der Atem der Jormungand
- Epsilon-Verlag
- ISBN 3866931050
- 80 Seiten
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