Und ewig ächzen sie – Die Toten Z1.1 (überarbeitete Neuauflage)

DIETOTENBAND1_Softcover_654Im letzten Jahr startete der Zwerchfellverlag eine Kooperation mit Panini in dessen Zuge einige der erfolgreichsten Verlagstitel in überarbeiteter Fassung von Panini neu aufgelegt werden. Den Anfang macht dabei die Zombiereihe Die Toten. Im Sommer folgt dann die Neuauflage von Das Leben ist kein Ponyhof und der zweite Toten-Band. Zeit zu prüfen was die Neuauflage taugt.

Am auffäligsten ist zuerst das größere Format. Dicker sind die Toten ebenfalls geworden. Der nächste Blick offenbart den Grund dafür. Anstatt drei gibt es nun doppelt so viele Geschichten, von denen zwei extra für diesen Band neu dazugekommen sind. Die dritte zusätzliche Geschichte aus dem Hamburger Altenheim (Till Felix) war schon in einem der früheren Toten-Bücher vorhanden. Soviel also zum ersten Eindruck.
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Im Detail wirken die weiteren Änderungen marginal. Die Farben wurden teilweise überarbeitet und auch die Reihenfolge der Geschichten ist nun etwas anders. Abgesehen davon bleibt alles beim alten. Wer die Toten-Reihe noch gar nicht kennt, hier ein kurzer Abriss des Konzepts:
In jedem Band werden 6 (früher 3) Geschichten präsentiert die alle nur den gemeinsamen Hintergrund einer Zombieapokalypse und irgendeinen deutschsprachigen Schauplatz als Gemeinsamkeit haben. Jede Geschichte steht abseits davon für sich alleine. Es gibt also keine wiederkehrenden Figuren, Geschichtenübergreifende Handlungsstränge, Cliffhanger und all die anderen Sachen die man von Serien sonst erwartet. Es ist eher vergleichbar mit Serienkonzepten wie  Twilight Zone. Jede Geschichte wird darüber hinaus von einem anderen Autoren- und Zeichnerduo umgesetzt. Daneben ist es Tradition geworden, dass in jedem Band eine der Geschichten von Ingo Römling (Malcolm Max, Star Wars) illustriert wird, der auch die meisten der bisherigen Cover lieferte. Jede Geschichte dient als konzeptioneller Spielplatz auf dem eine Facette des Szenarios ausgeführt wird. Bisher sind beim Zwerchfellverlag 4 Bände mit jeweils drei Geschichten, sowie einem Manga-Ableger unter dem Titel Dead Ends erschienen, aber dazu ein andermal mehr.
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Wie ich schon bei meinem Text zum vierten Band der Original-Reihe feststellte, bieten die Toten in der Regel ein solides bis gutes Maß an abwechslungsreicher Unterhaltung. Die Geschichten sind interessant und sich wiederholende Konzepte gibt es nur selten, auch wenn hier und da im Lauf der Zeit wiederkehrende Muster erkennbar sind. Der Abwechslungsreichtum wird natürlich durch stilistische Brüche im zeichnerischen wie erzählerischen erkauft. Gerade bei den ersten Bänden fiel dies noch spürbar auf und machte den Einstieg nicht ganz einfach. In dieser Hinsicht gewinnt die Neuauflage durch die größere Auswahl an Geschichten deutlich; nun wird eine breitere Auswahl angeboten über die man tiefer in diese verzweifelte Welt eintauchen kann. Vor allem dringt trotz der Eigenständigkeit der Geschichten doch ein gemeinsamer verzweifelter Grundton durch. So traurig, tragisch oder auf böse art und weise auch witzig die Geschichten auch sein mögen, am Ende entkommt niemand seinem Schicksal. Nach und nach arrangieren sich die Figuren mit dem unausweichlichen.

Daraus erwächst beim Leser eine morbide Neugier wie das Ende der Figuren aussehen mag. Man fiebert mit ihnen und wäre enttäuscht wenn es ein Happy-End gäbe. Mit dieser Kern-Essenz könnte man nun auch schon zum Ende kommen. Da es aber auch zwei gänzlich neue Geschichten in diesem Band gibt, noch ein paar abschließende Worte dazu.

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Nach der ersten Lektüre wirkte die Geschichte von Sarah Burrini und Christopher Tauber zuerst nur wie eine schwarzhumorige Langversion des Ponyhofs, eine Nebenwirkung von zu häufigem Webcomickonsum; der Rezensent ist schuldig im Sinne der Anklage…
Der Humor in Sarahs Strich kommt, wie man es von ihr kennt, sehr einsilbig daher und ist sich nicht zu Schade großzügig Watschen an gewisse Mode- Trend- und selbsternannte Szenekulturen zu verteilen. Da Humor aber bisher ein eher dezent genutztes Werkzeug war, charakterisiert sich ihr Beitrag sehr stark durch eben diesen. Passenderweise folgt er direkt auf die satirisch angelegte Bayern-Episode und gibt mit ihrem breitbeinigen Stil genug Bodenhaftung um ein Abheben in eine Kalauer- oder Gag-Ecke zu verhindern. Burrini und Tauber halten den Ball zuverlässig am Boden.
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Aber da ist ja auch noch der Beitrag von Russlan und Christopher Bünte (man möge mir verzeihen falls diese Geschichte doch schon anderweitig veröffentlicht wurde und ich sie daher fälschlicherweise als neu bezeichne). Last but not least kommt hier ein weiteres kleines Glanzstück daher, dass nicht nur durch seinen ungehemmten Strich (man denke sich hier einen typischen Verweis zu Frank Millers Sin City) auffällt, sondern auch durch eine schlichte aber gut abgewickelte Geschichte die es schafft Mitgefühl für die Figuren zu erwecken. Man ahnt zwar schnell wie es kommen wird, aber der Weg dahin ist der Genuss für den Leser. Klassisch, tragisch, packend.

Toten_6_1Gelungene Reanimation? Definitiv! Die Toten haben noch viel zu erzählen und die Neuauflage macht so ziemlich alles richtig.

Durch den deutlich gewachsenen Umfang und besonders die zwei neuen Geschichten empfiehlt sich der Band sowohl für Neulinge und Zombiefreunde, als auch für Besitzer des Originals. Letztere sollten gegebenenfalls vorab einen Blick hineinwerfen ob sie sich auf den Stil der neuen Geschichten einlassen können. Doch wer die Reihe schon länger verfolgt und sich mit ihr angefreundet hat, wird wohl auch eine gewisse Grundbereitschaft mitbringen sich für jede Geschichte auf einen neuen Stil einzulassen. Damit ist die Neuauflage auch definitiv die bessere Nummer 1 der Reihe und schafft es nah an den bisher besten Band (Nummer 4).

  • Text Copyright 2015 Alexander Lachwitz
  • Cover, Artwork Copyright Zwerchfell Verlag & Panini Comics

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