Am letzten Tag bleibt meist nur noch Zeit für kleine Runden. Und obwohl man oft vom Vorabendprogramm geplättet meist erst spät am Vormittag die heiligen Comic-Hallen der Heinrich-Lades-Halle betreten hat, reichte es am Sonntag für mehr als nur ein paar verabschiedende Händeschütteleien.
Zwar waren die Preisverleihungen schon am Donnerstag und Freitag, doch wie man hier nachlesen kann, ist der Samstag meistens der fordernste Tag, so dass die Vorsätze doch noch den einen oder anderen Preisträgercomic bzw. nominierten zu ergattern oft erst auf den letzten Drücker erfüllt werden können. So erging es mir und sowohl bei Splitter als auch beim JaJa-Verlag wurden noch ein paar geplante und spontane Einkäufe erledigt.
An dieser Stelle mal ein Tipp warum ich durchaus mal einen Blick auf Preisträger und Best-Of-Listen werfe (vorausgesetzt ich traue den Verantwortlichen eine halbwegs interessante Auswahl zu): Man ist gerade im Messetrubel dankbar für jeden kleinen Anker der einem hilft mal in Ruhe an einem Stand zu bleiben, sich einen nominierten oder ggf. sogar ausgezeichneten Band anzusehen UND (jetzt wird es wichtig), sich auch mal das Programm links und rechts davon anzusehen. Natürlich ist dies keine Methode um einen repräsentativen oder gar vollständigen Überblick zu erhalten, aber es steigert die Chancen zumindest hier und da ein paar weitere Interessante Perlen zu ergattern. Oder ist mein Wahrnehmungssyystem das einzige das bei dem überwältigenden Messeeindruck auf Standby schaltet?
Kurzum bin ich neben „Das perfekte Zahnrad“ von Sebastian Vollmar auch über „Der Ausflug“ von Julian Fiebach und Benjamin Gottwald gestolpert. Letzteres verzichtet endlich einmal ganz auf alle Texte und arbeitet mit aufs nötigsten reduzierten sowie gleichzeitig ausdrucksstarken Linienformen, nicht unähnlich den Strichzeichnungen die man während der Schulzeit ins Matheheft kritzelte. „Das perfekte Zahnrad“ macht schon durch das ungewohnt schmale Hochformat auf sich aufmerksam und präsentiert sich beim ersten Blättern als dicht beschriebenes Skizzenheft dessen Seiten noch nach Kugelschreiberminen zu riechen scheinen.
Nicht vergessen sein sollten auch am Sonntag die letzten Veranstaltungen. Es wird für mich leider schon zum Running-Gag, dass ich es trotz anderslautender Vorsätze fast nie zu diesen schaffe. Aber es reichte immerhin für einen Einblick in das von Comic-Solidarity organisierte Panel „Wie Crowdfunding meine Arbeit veränderte“. Obgleich mit Joscha Sauer und Sarah Burrini zwei besonders in der Indie-Szene sehr starke Zugpferde unter den Teilnehmern saßen (ergänzt um Jeff Chi, Haiko Hörnig und Christopher de la Garza), war der Publikumsandrang überschaubar. Das war bedauerlich, denn Crowdfunding hat sich nach früheren Experimenten mit Micropayment a la Flattr tatsächlich als brauchbares Werkzeug zur Co-Finanzierung entwickelt.
Dass man darüber dennoch nicht von selbst eine finanzielle Unterstützung erhält erklärten die Teilnehmer an eigenen Erfahrungen und gut greifbaren Beispielen. Gerade von Joscha Sauer, der für seine Nichtlustig-Trickfilmserie schon drei Crowdfunding-Kampagnen gefahren hat, erfuhr man einige sehr interessante Aspekte über die kleineren und größeren Hürden die es dabei zu bewältigen gab.
Sehr wahrscheinlich wird es zum nächsten Comicsalon eine deutlich größere Menge an Crowdfunding-Unterstützten Comic-Projekten geben und auch Patreon hat das Potenzial für die Zeichner bessere und direktere Unterstützung durch ihre Leser zu erhalten.
Und damit klang der 17. Internationale Comicsalon Erlangen auch schon wieder aus. Als kleine Krönung gab es am Ende noch ein ausgesprochen Interessantes Gespräch mit Comiczeichnerin Sabrina Schmatz (München 1945) und dazu das fast schon als Traditionsessen für den Salon geltende Schäuferle. Und jetzt heißt es wieder zwei ganze Jahre warten…