2018 – Highlights

Gleich ist das Jahr rum und im Blog gibt’s grad mal zwei Einträge, das kann so nicht bleiben. Also gibt’s kurz vor knapp noch eine Übersicht meiner persönlichen Jahreshighlights. Ich habe bewußt auf eine Nummerierung und Aufteilung nach Kategorie verzichtet. Alles rein subjektiv! Legen wir also direkt los mit…

Nichtlustig – Die Serie

Gefühlt schon fast ein altes Eisen, immerhin startete schon 2012 das erste Crowdfunding zu dem ich dem Schöpfer der Cartoons, Joscha Sauer, damals diverse Fragen stellte. 2015 ging es dann über Kickstarter weiter und da sah man schon die ambitionierten Ziele. Drei Jahre später liegt endlich die fertige DVD im Postkasten. Die einzelnen Folgen konnte man schon vorher schauen, entweder als Supporter oder auf einer der zahlreichen Livevorführungen für die die beiden Hauptproduzenten Joscha und Haiko Hörnig durch die Republik tourten.

Und nun? Die Serie ist kurz, voller Ideen und bildet ziemlich genau das ab was man erwartet wenn man schon die seit der Jahrtausendwende erscheinenden Cartoons kennt. Erweitert wird der liebevolle bis teils böse Humor um ein ausgesprochen gutes Timing. Und das ist einfach wunderbar grandios und längst überfällig in der hiesigen TV-Landschaft!

Man hat hier eine kleine mit sehr viel Professionalität und Inbrunst geschliffene Perle der Comickultur. Die Frage bleibt nur, warum so etwas keinen Investor fand? Das ganze erinnert mich schmerzlich an die holprige Reise des Tatortreinigers. Das deutsche Fernsehen bleibt auch 2018 erschreckend mutlos. Vielleicht springt ja bald Netflix ein? Diese haben ja sogar aus den Hilda-Büchern eine empfehlenswerte Trickfilmserie gemacht.

Erhältlich ist die Serie als Bezahlstream via Vimeo, iTunes oder auf DVD bei Amazon.

Frostpunk

11BitStudios haben schon mit dem mehrfach ausgezeichneten This War of Mine gezeigt, dass Spiele fesselnd sein können und gleichzeitig einen tiefergehenden moralischen Diskurs aufwerfen können. Mit Frostpunk wird die Formel des Überlebenskampfs einer Handvoll Kriegsflüchtlinge auf eine Gemeinde in einer eingefrorenen Steampunk-Frostapokalypse übertragen.

Zwar gehen mir meine namenlosen Schutzbefohlenen längst nicht mehr so nah wie noch meine detailiert ausgearbeiteten Flüchtlinge im Vorgänger, aber die Grundprämisse funktioniert. Man hat den Anspruch seine Leute irgendwie am Leben zu erhalten und verflucht die Widrigkeiten, wenn man Notgedrungen Kinderarbeit, verdünnte Rationen, Freudenhäuser und andere Behelfsmittel heranziehen muss. Regelmäßig ist meine Siedlung gescheitert, weil ich es einfach nicht übers Herz bringe, im Eis auftauchende Überlebende abzuweisen. Das Spiel ist ziemlich gnadenlos, bietet aber genug Ansatzpunkte um es immer wieder zu probieren. Ein perfekter Lauf ist nahezu unmöglich und dennoch ist es unterhaltsam. Vielleicht etwas weniger reflektierend als noch der Vorgänger, aber dennoch ungemein packend. Für die Zukunft wünsche ich mir deutlich mehr Titel die dem Spieler mehr moralische Fragen zutrauen.

Ready Player One (Buch und Film)

Hier kommt der obligatorische Guilty-Plaeasure-Eintrag. Der Film ist nicht die beste Adaption, aber eine ungemein unterhaltsame und da ich weiterhin der Meinung bin, dass das Buch selbst nicht das beste ist, kann ich damit sehr gut leben. Klar, ich träume immer noch von einer richtig packenden Neuromancer-Adaption oder einer monumentalen Netflix-Serienumsetzung, eines der vielen Bücher von Neal Stephenson, aber bis es soweit ist, werde ich die kunterbunte Retronostalgiereise von Wade sicher noch ein paar mal im Heimkino oder als seichte Lektüre genießen.

Eine differenziertere Betrachtung des Stoffs und seiner Probleme habe ich hier hinterlassen und ansonsten kann ich euch auch die Videoanalyse von Sage Hyden ans Herz legen.

Massu – Schmiedstochter

Ines Korth Herzensprojekt steht bei mir schon fast so lange auf der Beobachtungsliste, wie Joschas Serienumsetzung. Verständlich dass ich mich gefreut habe, dieses Jahr in Erlangen endlich den fertigen Band in der Hand zu halten. Und abgesehen vom dünnen Softcoverumschlag, habe ich wirklich NICHTS zu meckern. Eine herzerwärmende Geschichte um ein kleines Mädchen, das sich tapfer den Widrigkeiten des Schicksals stellt, die immer wieder wütend die Feigheit anderer anklagt, ohne dabei verurteilend zu werden. Massu ist der Inbegriff von Courage und um ihre Protagonistin herum hat Ines Korth mit warmen Farben und Erinnerungswürdigen Figuren eine Welt geschaffen in die man immer wieder mal gerne zurückkehrt. Wer die verspielte Art von Studio Ghibli mag oder das morbide fantastische von Courtney Crumrin, der sollte sich auch Massu zulegen.

Grundkurs Mord (Band 1 & 2)

Als junger Stepke habe ich immer wieder gerne Großstadtrevier gesehen, damals als Jan Fedder noch der junge Wilde war und die Polizeiautos noch Grün… Seitdem ist viel Zeit vergangen und das von dieser Serie gefestigte Format der Alltags-Polizeiserie zündet bei mir kaum noch. Zu verkitscht, zu idealisiert, zu banal… zum reinzappen reicht es gerade mal.

Die Comicreihe von Vanessa Drossel und Mareike Hansen schlägt ziemlich genau in diese Kerbe und dennoch hatte ich meinen Spaß an der Lektüre. Denn anders als im Fernsehen muss hier nicht alles bis ins letzte plattgebügelt werden. Figuren haben noch Kanten, Probleme werden nicht perfekt gelöst und nicht alles muss klassischer 45-Minuten-Dramaturgie folgen. Zusätzlich glänzt dieses Genre im Comicraum leider durch Abwesenheit. Darum kann Grundkurs Mord hier für mich mit dem Charme des Unverbrauchten Glänzen.
Zugegeben, das ganze hat auch etwas schlichtes, was nicht jedermanns Geschmack ist. Aber daraus macht die zweiteilige Reihe keinen Hehl. Im Gegenteil, sie zelebriert das sogar immer wieder und stellt bewußt Banalitäten des Alltags in den Vordergrund. Es muss nicht immer der große Epos sein.

Fallout – Das Brettspiel

Ok, der Eintrag ist vielleicht nicht ganz gerechtfertigt. Immerhin ist es das einzige neue Brettspiel, das wir uns dieses Jahr besorgt haben. Dem ging allerdings eine längere Recherche voraus, da die Berichte über das Spiel in zwei sehr verschiedene Richtungen gingen. Die Kritik stimmt dabei: Jeder Spieler spielt mehr für sich, es gibt wenig Interaktion und bei einigen der offen ausliegenden Querstreihen kann man sich dann auf ärgerliche Weise ins Gehege kommen.

Allerdings sind wir auch große Fans des Firefly-Brettspiels das ein ähnliches Konzept verfolgt, sich allerdings sehr viel langsamer und viel kleinteiliger spielt. Bei Fallout ist der Weg das Ziel. Man zieht aus ins Ödland und weiß nicht was einen erwartet. Irgendwie schlägt man sich durch, meist nur mit Mühe erfolgreich. Aber genau das macht uns Spaß und seit langem ist es auch ein Spiel das seine angegebene Rundenzeit von ca. 90 Minuten durchaus einhalten kann.

Und das waren meine persönlichen Highlights des Jahres. Natürlich gab es noch viele weitere berichtenswerte Titel und für einige davon (zumindest die Comics), wird nächstes Jahr auch noch mehr kommen. Wer nicht solange warten will, wird mit mehreren Artikeln des Tagesspiegels gut bedient sein. Aber ich wollte euch nicht mit zwei mageren Blogeinträgen aus diesem Jahr entlassen.

Also habt eine schöne Zeit, schnappt euch ein gutes (Comic-)Buch und kommt gesund und munter ins neue Jahr.

Euer Lachwitz.

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